Rede des Offenen Feministischen Treffens – 1. Mai 2024

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Diese Forderung begleitet feministische Streiks seit ihrer Entstehung. Doch ist dies nicht immer die einzige dominierende Forderung, wenn es um das Bestreiken von Sorgearbeit geht. Die Forderung nach Entlastung steht z. B. bei streikenden Krankenpfleger*innen häufig auf gleicher Höhe. 
Sorgearbeit wird in unserer Gesellschaft immer noch nicht ausreichend berücksichtigt und thematisiert. Das Kümmern um pflegebedürftige Angehörige, die Kindererziehung, das Wäsche waschen für die ganze Familie? Diese Arbeit leisten vorwiegend FINTA* Personen zusätzlich zu ihrer Lohnarbeit. Eine doppelte Belastung, die zu häufig nicht als solche gesehen wird. „Das bisschen Abwaschen macht sich doch für dich wie von selbst.“ Und auch die professionelle Care-Arbeit wird zum größten Teil von FINTA* Personen geleistet. Die Arbeitsbedingungen sind in diesen Arbeitsfeldern meist nicht annehmbar. Die körperliche und psychische Belastung ist sehr hoch. Und die Bezahlung ist absolut unangemessen.
Für uns ist daher klar, dass die Sorgearbeit ein Bereich ist, in dem Streiks ein wichtiges Mittel darstellen, um Veränderung zu erkämpfen.
Doch wie sollten eigentlich Streiks bei Sorgearbeit aussehen? Kann die Sorgearbeit (sowohl die bezahlte, als auch die unbezahlte) einfach klassisch niedergelegt werden?
Unsere Antwort ist ein klares: Jein!
Menschen, die sorgebedürfig sind, können in der Regel, anders als ein Fließband, nicht für eine längere Zeit allein gelassen werden. Damit Menschen in Sorgetätigkeiten ihre Arbeit zum Streiken niederlegen können, muss häufig im Voraus viel mehr geplant werden, als bei anderen Tätigkeiten. Wenn Erzieher*innen oder Elternteile streiken, muss beispielsweise dafür gesorgt werden, dass die Betreuung trotzdem gesichert ist. Durch andere Erwachsene oder durch solidarische Strukturen. Solidarische Strukturen, die die Folgen von Streiks möglichst auffangen. Die Möglichkeiten schaffen, dass viele Menschen sich an den Streiks beteiligen können. Die eine Alternative zur Konkurrenz im Kapitalismus praktisch erfahrbar machen. Häufig wird dabei allerdings das Bild gezeichnet, dass Menschen, die Sorgearbeit leisten, auch entsprechend streiken müssen. Friedlich und ruhig mit Kinderschminken und Kuchen. Von streikenden Fabrikarbeiter*innen wird dies nicht erwarte. Deren Streik kann laut und militant sein. Die irreführende Idee ist, dass die Streikform zur Arbeit passen muss. Wir sind der Meinung, Streiks müssen kämpferisch und störend sein und gleichzeitig einen Platz für alle bieten. Solidarische Streiks, in denen auch die Beziehungen und die Solidarität zwischen den Beschäftigten gestärkt wird, können Ausgangspunkt sein für eine andere Gesellschaftsordnung. Eine Gesellschaftsordnung, in der wir gemeinsam füreinander Verantwortung übernehmen.
Also denken wir kollektiv und streiken gemeinsam feministisch! 

Communiqué der RLI zum Frauen*kampftag

In der Fußgängerzone werden Rosen an Frauen* verteilt, Pralinen im Supermarkt für diesen Zweck als Limited Edition verkauft. Einmal abseits von Mutter- & Valentinstag liegen Blumen auf dem Tisch. Für die Politik der sogenannten bürgerlichen Mitte ein Tag des Danke sagens.

Wir finden diese Formulierung unzureichend und halten es für notwendig die Formulierung „Frauen*kampftag“ zu wählen. Es bedarf neben einer Darlegung der vielfältigen Unterdrückungsmechanismen desweiteren eine Analyse der geschichtlichen Entwicklung des Menschen und seiner Umwelt. Denn:

„Die Frau* hat dem Arbeiter eines voraus: Sie war das erste menschliche Wesen, dass in Knechtschaft kam.“ „Communiqué der RLI zum Frauen*kampftag“ weiterlesen