In der Fußgängerzone werden Rosen an Frauen* verteilt, Pralinen im Supermarkt für diesen Zweck als Limited Edition verkauft. Einmal abseits von Mutter- & Valentinstag liegen Blumen auf dem Tisch. Für die Politik der sogenannten bürgerlichen Mitte ein Tag des Danke sagens.
Wir finden diese Formulierung unzureichend und halten es für notwendig die Formulierung „Frauen*kampftag“ zu wählen. Es bedarf neben einer Darlegung der vielfältigen Unterdrückungsmechanismen desweiteren eine Analyse der geschichtlichen Entwicklung des Menschen und seiner Umwelt. Denn:
„Die Frau* hat dem Arbeiter eines voraus: Sie war das erste menschliche Wesen, dass in Knechtschaft kam.“
In der Urgesellschaft lebten die Menschen vom Sammeln und zogen als Nomaden umher. Mit der Weiterentwicklung des Menschen, bei der Sie unter anderem durch Versuch und Irrtum als auch durch Einsicht lernen, erlangen sie neue Fähigkeiten;
Die ersten Sprachen entstanden, Kleintiere konnten zu Nahrung verwertet werden, das Feuer wurde gemacht.
Die Möglichkeiten für den Menschen erweiterten sich, es wurde effizienter in der Befriedigung seiner Grundbedürfnisse. Als der Mensch lernte Werkzeug herzustellen konnte er zügig durch erleichterte Nahrungssuche sein Überleben zu sichern und hatte die Zeit sich neue Fähigkeiten anzueignen sowie bestehende Fähigkeiten immer mehr zu verfeinern. So wurde die Lebensgestaltung vielseitiger. Durch erlernte Fähigkeiten konnte der Mensch Häuser bauen, Tiere halten und nutzen, Pflanzen kultivieren. Der Mensch kannte auf bequemere Art sein Überleben sichern: Er wurde sesshaft.
Bis zu diesem Zeitpunkt gab es kein Privateigentum, die Frau* hatte aufgrund ihrer Fähigkeit des Gebärens eine besondere Rolle, die Erbfolge verlief matrilinear. Der Übergang zur Sesshaftigkeit führte zum Beginn des Ackerbaus, Viehzucht und Vorratshaltung. Dabei wurden allerdings den Männern wichtige Aufgaben zuteil, sie bestellten die Felder und trieben erste Formen des Handels, Aufgaben zu denen schwangere oder stillende Frauen* nicht in der Lage waren.
Es war die erste Art der Aneignung von Produktionsmitteln und zeitgleich die strukturelle Ausgrenzung der Frau* aus dem Produktionsprozess, die sich bis zur und vor allem durch die Industrialisierung immer weiter zuspitzte und sich heute in vielfältigen Unterdrückungsmechanismen widerspiegelt.
Heute ist die Frau* unter anderem eine Lustsklavin die schön anzusehen sein soll. Gesellschaftlich durch das Patriarchat geprägt ist die Hauptverantwortung in der Reproduktionsarbeit ihre zuteil. Sie ist kostenlose Haushälter*in, Reinigungskraft, Erzieher*in und Psycholog*in, die für die emotionale Harmonie in der Familie zu sorgen hat. Gleichzeitig geht sie arbeiten, dabei aber für rund 22% weniger Lohn als ihre männlichen Kollegen. Auf dem Jobmarkt benachteiligt, da sie für die Profitlogik der Kapitalisten ein Risiko als Arbeiter*in darstellt. Schließlich könnte sie schwanger werden. Diese permanente Doppelbelastung in Kombination mit Existenzangst ist der Alltag der meisten Frauen* auf der Welt. Ausgebeutet und geknechtet im Beruf als auch Zuhause, der ständigen Gefahr körperlicher und emotionaler Gewalt ausgesetzt. Gewalt gegen Frauen* ist nur Ausdruck des Patriarchats in seiner schärfsten Form: Der absoluten Machtdemonstration. Diese körperliche Gewalt bekommt im Durchschnitt jede dritte Frau* der Welt zu spüren.
All dies stützt die kapitalistische Herrschaft systematisch. Wie oben aufgeführt entstand das Patriarchat mit der ersten Anhäufung von Eigentum. Reproduktonsarbeit zum größten Teil ins Privatleben zu verschieben nutzt Kapitaleignern. Schließlich ist es nicht möglich Kapital zu akkumulieren aus Seniorenpflege, Kinderbetreuung und der Krankenpflege. Immer mehr kleine Krankenhäuser schließen, es fehlt an Kita-Plätzen, Seniorenheime sind unbezahlbar. Und das, obwohl die Erwerbstätigen in diesem Bereich unterbezahlt sind, Personalmangel kompensieren müssen nur um nicht in Armut abzurutschen, ausgebrannt durchhalten und zu Hause die Sorgearbeit unbezahlt weiter zu machen. Kein Corona-Bonus, kein Klatschen auf dem Balkon ist dabei ausreichend. Es ist absolut essenziell, sich mit gewerkschaftlichen Kämpfen zu solidarisieren und sich ihnen anzuschließen, wie gerade der Tarifrunde im Sozial- und Erziehungsdienst. Darin zu partizipieren ist zentral, um die Kämpfe aus verschiedenen Perspektiven kennenzulernen, nicht in einer linken Szeneblase den Bezug zur Lebensrealität der werktätigen Klasse zu verlieren.
Dennoch müssen wir uns dessen bewusst sein, dass die derzeitigen gewerkschaftlichen Kämpfe unzureichend sind. Die Tariflohnerhöhungen können die durch die kapitalistische Krise bedingten höheren Lebenshaltungskosten nicht ausgleichen. Des weiteren versucht die Gewerkschaft nicht, den Kern, die Ursache der schlechten Lebensrealität und die Perspektiven, die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, also den Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit anzugehen sondern versucht die Auswüchse der Problematik durch ihre Kämpfe mithilfe von Zugeständnissen zu schmälern. Deshalb ist es notwendig, die Arbeiter*innen revolutionär zu prägen, da es der einzige Weg ist, Ketten zu sprengen. Das Hauptaugenmerk muss, um der Unterdrückung der Frau* ein Ende zu setzen, ihre Befreiung zu erkämpfen, auf dem Klassenkampf liegen. Frauen*kampf muss also stets auch Klassenkampf sein und zum gemeinsamen Kampf der gesamten werktätigen Klasse gegen die Bourgeoisie werden. Somit muss die Zielgruppe feministischer Politik die proletarische Frau* sein. Denn sie sind diejenigen, die die schmerzvollen Auswirkungen des Patriarchats und des Kapitalismus jeden Tag erfahren. Und aber auch den Schlüssel zur Veränderung in Händen halten.
Als Aktivist*innen ist es zentral uns bewusst zu machen, dass uns zahlreiche patriarchale Verhaltensweisen inne wohnen. Nur durch ständige theoretische Bildung und folgender Diskussion, in der das Wissen praktisch gewendet wird. Nur durch ständige Analyse, Kritik und Selbstkritik kann eine zielgerichtete Verbesserung unseres antipatriarchalen Bewusstseins und des Verhaltens unserer Genossen erfolgen. Dabei muss Kritik ein ständiger, nicht negativ behaftetes, Werkzeug zur kollektiven Weiterentwicklung sein. Auf keinen Fall darf Kritik tabuisiert werden, denn niemand ist allein dazu in der Lage sich vollständig ideologisch zu emanzipieren.
Die arbeitenden Frauen* haben vor allem eins zu verlieren: Ihre Ketten!
Und das können sie, denn wenn sie streiken, steht die Welt still!
Sie haben eine Welt zu gewinnen, in der sie nicht aufgrund von Profitlogik, doppelte Belastung von Lohn- und Reproduktionsarbeit erfahren. Eine Welt in der Sexismus und die Reproduktion des Patriarchats kollektiv durchbrochen wurde. Eine Welt in der die werktätige Klasse die Produktion kontrolliert und die Reproduktionsarbeit gemeinsam organisiert und dadurch die Grundlage zur Befreiung der Frau* schafft.
Frauen*kampf ist Klassenkampf!
Für den Kommunismus.