Wer kennt’s nicht: die AfD macht wieder mal eine kurzfristig angekündigte Kleinstveranstaltung irgendwo im Hinterland, in einer Kneipe, von der man bis dahin entweder noch nie etwas gehört oder dort eine solche Veranstaltung schon lange wieder erwartet hatte. Das nächste Plenum steht zum Planen viel zu spät an und hinkommen tut auch keiner, weil der gewählte Ort mit Öffis praktisch nicht zu erreichen ist und man selbst mit dem Auto so früh losfahren muss, dass eigentlich alle noch arbeiten oder in der Schule sind. Trotzdem kann man das nicht einfach stehen lassen, organisiert sich ein bisschen und stellt doch ganz ordentlichen Protest zusammen. Alles, um zu sehen, dass die ebenfalls weit angereisten Rechten im Ort selbst kaum jemanden erreichen.
Hinterland meinen wir in diesem Fall echt nicht herabwürdigend. Hinterland: Das sind Orte, von denen die meisten Großstädter*innen noch nie gehört haben. Orte, an die Busse und Bahnen nicht fahren. Orte, in denen sich Wirt*innen über alle – völlig egal wen – freuen, die in ihre Gasthäuser kommen.
Orte wie Greding. In Greding finden seit Jahren immer wieder AfD-Veranstaltungen statt. 2017, 2018, 2019, 2020, 2021, 2022, 2023 und 2024 Landesparteitage der AfD, 2019 ein Treffen des Flügels. Die Situation scheint für organisierten Protest ziemlich trist: dem Wirt sind die rechten Inhalte der Veranstaltungen mehr als egal, die ehemalige Fläche, auf der Antifa-Proteste stattfinden konnten, ist eine Baustelle und die Zuganbindung beinhaltet einen einstündigen Fußweg.
Im bayerischen Hinterland liegen hunderte Orte, die meist keine eigenen Antifa-Strukturen und höchstens einzelne engagierte Personen haben. Dass wir solche Orte nicht aufgeben und den Rechten überlassen sollten, hat zwei Gründe:
Zum einen dürfen wir der AfD und Dorffaschos keine Rückzugsräume lassen. Denn wenn sie sich sammeln und organisieren können, werden sie das nutzen. Und dann haben wir alle ein Problem.
Zum anderen gibt es auch im Hinterland sehr engagierte und weltoffene Personen. Sie mit dieser Sisyphos-Aufgabe alleine zu lassen oder gar der Gefahr, die organisierte Faschos mit sich bringen, auszusetzen, wäre nicht nur unsolidarisch, sondern auch einfach gefährlich. Gerade über Antifaschist*innen, die nicht in großen Städten sondern im Hinterland aktiv sind, sollten wir uns freuen. Daher sind wir stolz, hier heute eine Rede halten zu können. Auf viele weitere erfolgreiche Aktionen.
Aufruhr, Widerstand, es gibt kein ruhiges Hinterland!