Entstehungsgeschichte des 25. November
Der 25. November 1960; nachdem sie ihre Männer im Gefängnis besucht haben, werden die drei Schwestern Mirabal durch den Geheimdienst der Dominikanischen Republik ermordet. Es sollte wie ein Autounfall aussehen. Gemeinsam mit ihren Ehemännern unterstützten die vier Schwestern Mirabal die Politische Gruppierung des 14. Juni, welche plante, den Diktator Rafael Trujillo zu stürzen. Aufgrund eines gescheiterten Aufstandes wurden einige Mitglieder der Familie inhaftiert; die Schwestern wurden aber nach einiger Zeit wieder entlassen. Am 25. November 1960 besuchten drei der vier Schwestern, Patria, Minerva und Maria Teresa, ihre immer noch inhaftierten Männer im Gefängnis von Puerto Plata. Auf der Heimfahrt wurden sie in den Bergen von Handlangern des Diktators überfallen und zu Tode geprügelt. Um den grausamen Mord zu vertuschen, wurde ein Autounfall vorgetäuscht, welcher jedoch als Inszenierung entlarvt werden konnte.
Rund 20 Jahre später wird der 25. November auf dem ersten Lateinamerikanischen Frauenkongress in Kolumbien zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen ausgerufen. Darum sind wir auch heute hier versammelt, um auf häusliche Gewalt, sexualisierte Gewalt, Femizide und andere Formen der Unterdrückung von Frauen bzw. FLINTA* aufmerksam zu machen und den Opfern der Gewalt zu gedenken.
Vorstellung
Wir sind das Offene Feministische Treffen Ingolstadt. Wir treffen uns regelmäßig, um uns zu vernetzen, Aufklärungsarbeit zu leisten, und Demos und Vorträge gegen Unterdrückung und Alltagssexismus zu organisieren.
Mit uns heute hier sind:
• Die Gleichstellungsstelle Ingolstadt
• pro familia
• Die Linke
• Der AK Kunterbunt der Technischen Hochschule Ingolstadt
Gewalt an Frauen; die Zahlen
Gewalt an Frauen; ist das denn wirklich ein so wichtiges Thema? – Ja, ist es! Im Alltag bekommen wir von diesem Problem nicht wirklich viel mit; das liegt vielleicht daran, dass Gewalttaten, die an Frauen verübt werden, meist zu Hause und durch Männer aus dem eigenen Bekanntenkreis geschehen. Wie akut die Problematik ist, zeigen diese Zahlen aus Deutschland:
• Im letzten Jahr (2023) wurden 132.966 Frauen Opfer von Partnerschaftsgewalt
• Das entspricht einer Gewalttat durch den Partner oder Ex-Partner alle vier Minuten!
• Über ⅓ der jungen Männer finden das laut einer Umfrage okay.
• Dazu kommen 47.749 Fälle von innerfamiliärer Gewalt und 17.193 Fälle von digitaler Gewalt.
• 2023 gab es 360 erfasste Opfer von vollendeten Femiziden;
• Statistisch passiert also knapp jeden Tag ein Femizid; gestern einer, heute einer, und morgen wieder.
Da viele Fälle von Gewalt an Frauen aber erst gar nicht zur Anzeige gebracht werden, entweder, weil Frauen sich dafür schämen, oder dadurch weitere Gewalt befürchten müssen, ist davon auszugehen, dass die tatsächlichen Zahlen weitaus höher ausfallen.
Frauenhäuser
Opfer von geschlechtsspezifischer Gewalt suchen oft Hilfe und Sicherheit in sogenannten Frauenhäusern. Ein Frauenhaus ist ein geschützter Zufluchtsort für Frauen (und ihre Kinder), die körperliche oder psychische Gewalt erlebt haben. Dort erhalten sie Beratung und Unterstützung, um die erlebte Gewalt zu verarbeiten. Die Zahlen zeigen, wie wichtig und gefragt solche Schutzräume hier in Deutschland sind; trotzdem haben ca. 90 Kreise kein eigenes Frauenhaus und den existierenden Schutzorten mangelt es an Kapazitäten, was zu langen Wartezeiten führt; ein Beispiel aus Berlin:
• Bei einer Hotline für Opfer von häuslicher Gewalt haben dort im Jahr 2022 3.409 Frauen um einen Frauenhaus-Platz gebeten;
• 2.066 davon mussten abgewiesen werden.
Zudem sind die Häuser oft nicht barrierefrei und finanziell ein reinster Flickenteppich. Finanziert werden die Hilfeeinrichtungen aktuell durch öffentliche Zuwendungen und Spenden; aber auch durch Zahlungen der von Gewalt Betroffenen selbst:
• Je nach Region müssen Frauen bis zu 150 € Pro Person und Tag zahlen;
• Kinder werden hierbei als weitere Person gezählt.
Um das finanzielle Problem zu lösen hatte die Ampel-Regierung kurz vor ihrem Bruch einen Entwurf für ein Gewalthilfegesetz vorgelegt. Hierin soll die Finanzierung von Frauenhäusern und Beratungsstellen gesichert werden: Doch das Gesetz, das Familienministerin Lisa Paus als Meilenstein bezeichnet, sieht einen Rechtsanspruch auf Schutz erst für das Jahr 2030 vor; also in 5 Jahren.
Ein baldiges Inkrafttreten dieses Gewalthilfegesetzes rückt aber wohl in weite
Ferne:
Mit dem Bruch der Ampel-Koalition fehlt der Regierung die Mehrheit, um den Entwurf zu verabschieden, und auf eine Unterstützung durch die Union ist nicht zu hoffen, da diese bereits einen eigenen Entwurf zu Thema erarbeitet hat.
Forderungen
Konkreter Opferschutz scheitert also mal wieder an kleinkarierter parteipolitischer Profilierung.
Wir fordern daher:
1. Geschlechtsspezifische Gewalt endlich ernst nehmen; aktiv werden statt wegsehen!
2. Ein Recht auf Schutz und Betreuung für Betroffene; kostenlos, finanziert vom Staat; so früh wie möglich, nicht erst 2030!